Universal Serie

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Frage 1: "Woran kann man gute GesangslehrerInnen erkennen?"

(DERGRUBE im Experten-Interview für Universal Music / SPINNUP – 2015)

Auf fachlicher Ebene würde ich zunächst anraten die Ausbildung der Lehrenden zu recherchieren oder zu erfragen: Hat er oder sie überhaupt eine gehabt? Oder handelt es sich schlicht um “mehr oder weniger erfolgreiche KünstlerInnen” die “nebenbei ein wenig unterrichten” – davon gibt es nämlich immer mehr.

Gut singen und gut unterrichten können sind aber zwei verschiedene Dinge – die natürlich zusammen auftreten können, aber eben absolut nicht müssen. Ich staune oft, wie wenige in meinen Startgesprächen nachfragen "ob oder was ich eigentlich gelernt habe" (gut: Ich habe eine sehr umfangreiche Website :-) Vielleicht haben manche es schon vorher gelesen).

Kann der oder die das überhaupt?

Auch kann "die Art" der LehrerInnen-Ausbildung Hinweise geben: Zwar sollte eine richtige Atemtechnik im Populargesang genauso richtig wie im klassischen Gesang sein – dennoch lohnt es zu schauen, wo der oder die Lehrende “her kommt”, auch wenn dies sicherlich nur Indizien eventueller stilistischer Vorlieben oder Klangideale liefert.

Grundsätzlich gilt:

Eine Gesangsausbildung ist eine komplexe Sache, erfordert viel handwerkliches, pädagogisches wie auch psychologisches Know-how und im günstigsten Falle eine “langjährige Lehrerfahrung seitens des Lehrenden”.

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Aus einem Unterrichtszeugnis von Manfred Billmann über DERGRUBE

Auch auf´s Bauchgefühl achten

Auf menschlicher Ebene sollte unbedingt persönliche Sympathie zwischen LehrerIn und SchülerIn vorliegen: Nur aufgrund eines vermeintlich guten Rufes zu jemand zu gehen, bei dem das eigene Bauchgefühl laut aufschreit, kann zu nichts Guten führen. Meines Erachtens nehmen sich gute LehrerInnen zurück: Sie sollten den Unterricht nie als “Bühnenersatz” oder für ihre Selbstdarstellung missverstehen – sondern “emphatisch bei ihren SchülerInnen” sein. Ich nenne dies immer “echten Bock am Gegenüber haben”: Es geht im Unterricht immer voll und ganz um die SchülerInnen.

Des Weiteren sollten LehrerInnen – auch bei noch so vielen unsicheren Rückfragen seitens ihrer SchülerInnen – nicht zickig oder gar ärgerlich werden. Wenn etwas unklar ist: Fragen, fragen, fragen. Wer dann komisch oder ausweichend reagiert – bei dem stimmt was nicht…

Wie fühlt sich der Unterricht an? Mental wie auch körperlich?

Und wenn dann die ersten Stunden des Unterrichts stattgefunden haben ist ein Blick darauf, wie es einem vor, während und vor allem auch direkt nach der Stunde geht wichtig:

Auf körperlicher Ebene sollten selbstverständlich keine Heiserkeiten oder gar Schmerzen nach einer Gesangsstunde auftreten! Auf psychischer und mentaler Ebene sollte man sich wohlfühlen und eher "wach und gehobener Stimmung" aus der Stunde treten – auch wenn man möglicher Weise etwas "unenergetisch" die Stunde begonnen hat. Bitte weiterlesen:

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Wenn was komisch ist: Reden und nachfragen!

Sicher: Es wird je nach Entwicklungsstand oder vorliegendem Thema ohne Frage auch mal "stimmlich oder auch emotional fordernde" Stunden geben – dennoch: Wenn man sich nach dem Unterricht grundsätzlich immer "irgendwie gedownt" oder gar schlecht, abgespannt oder angestrengt fühlt, sollte man auf sich achten: Hier sollte immer ein Dialog mit dem Lehrenden stattfinden – und auch dafür gilt: Wenn diese(r) darauf nicht eingehen kann oder gar unverständig oder ärgerlich reagiert: Vorsicht. (tg)